Eines der wesentlichen Merkmale von Turnierpoker ist, dass viele der Ereignisse, die um Sie herum geschehen, nicht von Ihnen beeinflusst werden können. Daher sollten zwei Dinge immer hoch oben auf Ihrer Prioritätenliste stehen: die Ruhe bewahren und die Kontrolle behalten.
Um die Mechanismen von Turnierpoker besser zu verstehen, möchten wir uns ein STT (Single Table Tournament / Einzeltisch Turnier) als Beispiel anschauen. Nehmen wir einmal an, dass Sie an einem SNG (Sit and Go Turnier) mit zehn Spielern teilnehmen und jeder davon beginnt mit 1.500 Chips. Nehmen wir weiterhin an, dass acht Spieler in mehreren Runden hintereinander in All In Situationen aufeinandertreffen. Dies bedeutet, dass vier Spieler eliminiert werden und die vier anderen Spieler ihren Stack verdoppeln. Sie besitzen nun jeweils 3.000 Chips.
Obwohl Sie dem Gewinn nun viel näher sind, hat sich Ihre Situation beim Turnierpoker nicht unbedingt zum Besten verändert. Zu Beginn des Turniers nannten Sie 1.500 von 15.000 Chips Ihr Eigen. Sie besaßen also 10 % der Turnierchips und das entsprach genau dem durchschnittlichen Stack eines Spielers. Sie haben dann Chips verloren, indem Sie Ihre Blinds bezahlt haben und Ihr 1.500er Stack ist dadurch kleiner geworden. Sie besitzen nun also nicht mehr 10 % der Chips.
Vom Turniergeschehen überholt werden
Mit 15.000 Chips im Umlauf und nur sechs verbleibenden Spielern beträgt de
r Durchschnitts Stack 2.500 Chips. Daher besitzen Sie kaum mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Stacks. Nehmen wir nun einmal an, dass die vier Spieler von eben erneut gegeneinander antreten und zwei davon ihre Stacks verdoppeln, während die anderen beiden ausscheiden. Die erfolgreichen Spieler haben jetzt 6.000 Chips, während Sie und der andere verbleibende Spieler jeweils circa 1.500 Chips besitzen. Obwohl Sie keinen Fehler begangen haben, sind Ihre Chancen auf den Sieg des Turniers rapide gesunken. Die führenden Spieler haben nämlich ein Chip Verhältnis von 4:1 gegen Sie.Sie müssen sich einfach weiter an Ihre Spielstrategie halten und obige Geschehnisse akzeptieren. Und vor allem müssen Sie die Ruhe bewahren! Mit 15.000 Chips im Umlauf und nur vier verbleibenden Spielern beträgt der Durchschnitts Stack 3.750 Chips und davon sind Sie weit entfernt. Was immer Sie also bei einem Turnier tun: Sie sind darauf angewiesen, dass die Dinge um Sie herum zu Ihren Gunsten verlaufen.
Bei großen Turnieren verhält es sich genauso
Obwohl weil bei den größeren Ereignissen mehr Spieler beteiligt sind, ändert sich die Dynamik der Situation eigentlich kaum. Dieselben Prinzipien gelten, jedoch gibt es mehr Spieler. In der Turnierlobby trifft man viele Spieler, die viel größere Stacks haben. Es bringt recht wenig, als Reaktion seine Strategie über den Haufen zu werfen oder zu versuchen, durch verrückte Aktionen wieder aufzuschließen. Sie müssen hinnehmen, dass diese Spieler bei dem Ereignis viel Glück hatten, weil das Spiel zu ihren Gunsten verlaufen ist. Wenn ein Spieler an einem anderen Tisch einen Drilling nach dem anderen erhält, dann können Sie einfach nichts dagegen unternehmen.
Je größer das Turnier, desto mehr dieser Ereignisse werden Sie erleben. Man kann in solchen Fällen sehr leicht frustriert werden, falls man selber nicht dabei ist und die Stacks der anderen Spieler immer höher werden. Diese Spieler haben einfach Glück und irgendwann sind auch Sie an der Reihe. Eventuell wird das schon bei dem aktuellen Turnier geschehen, vielleicht aber auch erst beim nächsten. Sie können und sollten niemals in eine schlechte Spielweise abschweifen, nur weil die Ereignisse, die um Sie herum stattfinden, sich Ihrer Kontrolle entziehen. Solange Sie die Chips auf nachvollziehbare Weise erspielen, sind Sie ein guter Spieler.