Meistens wird angenommen, dass die besten Online Pokerspieler häufig gewinnen, weil sie oft oder besser bluffen. Dies ist aber nicht so einfach und Gewinner unterscheiden sich oft von Verlierern, weil sie schneller Verlustpositionen beenden können.

Lassen Sie uns zu Beginn einmal ein Beispiel anführen, das bei einer Runde Texas Hold’em der Variante 0,50$ 1,00$ Full Ring No Limit stattfindet. Sie haben einen Stack von 187 $ und sitzen auf der mittleren Position mit 10h 10s. Der Spieler auf der Position UTG+1 erhöht auf 3,50 $ und verfügt auch über einen hohen Stack von 169 $. Bis zu Ihrer Position wird gepasst und jetzt müssen Sie entscheiden. Gegen einen Erhöher in früher Position beim Full Ring kann auch Ihr hoher Stack nicht besonders viel ausrichten.

Der durchschnittliche Texas Hold’em Spieler beim Full Ring hat in der Regel eine Erhöhungsrange von ungefähr 6 %. Mit Ihren zwei Zehnern als Pocketkarten haben Sie laut PokerStove gegen diese Range eine Gewinnerwartung (englisch: equity) von 44 %. Dies reicht aus, um mitzugehen, aber nicht, um zu erhöhen. Dementsprechend gehen Sie mit und können den weiteren Verlauf der Hand somit flexibel gestalten. Der Button Spieler hat einen Stack von 154 $. Bis zur Button Position wird gepasst und dieser setzt 14 $ – beide Blinds passen. Der ursprüngliche Erhöher geht mit und der Pot steigt auf 33 $ an. Jetzt müssten Sie schon mit 10,50 $ mitgehen und darüber eine Entscheidung fällen.

Die goldene Regel lautet…tappen Sie nicht in die Falle

Ein Durchschnittsspieler, der beim No Limit Texas Hold’em auf Three Betting (das erste erneute Erhöhen) setzt, wird wahrscheinlich sehr tight spielen und könnte eine Range von 3 % haben. In unserem Szenario haben Ihre Zehner als Pocketkarten gegen diese Range eine ungefähre Gewinnerwartung von 28 %. Allerdings können Sie aus mehreren Gründen hier mitgehen. Erstens betragen die Pot Odds circa 3:1, was zwar an sich noch nicht genügt, um den Versuch für einen Drilling zu rechtfertigen. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass die zukünftigen Implied Odds dies wieder wettmachen. Zweitens beendet Ihr Mitgehen die Einsatzrunde, was nicht zu unterschätzen ist. Drittens haben beide Kontrahenten Deep Stacks und es würde sich mehr als auszahlen, wenn Sie eine dritte Zehn bekämen.

Die goldene Regel in diesem Fall besagt, dass Sie akzeptieren müssen, es in dieser Full Ring No Limit Texas Hold’em Runde höchstwahrscheinlich mit einem höheren Paar zu tun zu haben und nicht in die Falle tappen dürfen. Nehmen wir einmal an, beim Flop erscheinen 8c 4h 2d und der ursprüngliche Erhöher setzt. Viele Spieler würden in dieser Situation setzen, um ihre Hand zu beschützen. Allerdings enthält der Pot nun schon 43 $ und mit drei ausstehenden Einsatzrunden ist er auf dem besten Wege, ein gefährlich hohes Volumen zu erreichen.

Der Wert Ihrer Hand kann sich ändern

Die Wertigkeit Ihrer Hand kann sich in der Pre Flop Einsatzrunde massiv verändern. Als Sie Ihre Hand gesehen haben, lagen Sie für den Bruchteil einer Sekunde wahrscheinlich gefühlt vorne. Als der ursprüngliche Erhöher mit seiner Erhöhung die Runde eröffnet hatte, wurde die Wahrscheinlichkeit hierfür schon geringer. Sie konnten aber immer noch die Range Ihrer Gegner mit guter Wahrscheinlichkeit schlagen. Als es dann jedoch zum Three Betting kam, verloren Sie Ihre Führungsposition, konnten nur auf Basis der Pot Odds und Implied Odds mitgehen und mussten die Einsatzhöhen und Stacks berücksichtigen. Ihre primäre Poker strategie sollte also darauf abzielen, so gute Odds zu erhalten, dass ein Ausspielen der Draw Hand Erfolg verspricht. Als im Flop nur Karten mit geringem Wert erschienen und der erste Erhöher schob, war es entscheidend, nicht an diesem Köder anzubeißen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens könnte der UTG Spieler auf Schieben Erhöhen spekulieren oder sogar gegen den Three Bet Spieler schieben erhöhen und das lässt Sie in der Mitte hängen. Zweitens kommt der Spieler, der erneut erhöhte, nach Ihnen an die Reihe und Sie müssen sich vergegenwärtigen, weshalb Sie bei der Erhöhung des Pre Flops mitgegangen sind – weil Sie auf einen Drilling spekulierten.

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Beim Online Poker können die meisten Gegner einer von vier Hauptkategorien zugeordnet werden. Es kann sich auszahlen, jede Kategorie genau zu kennen und zu wissen, welche Spielweise von den Spielern einer Kategorie angewandt wird.

Unabhängig von der gewählten Variante beim Online Poker gibt es vier verschiedene Spielerkategorien. Im Allgemeinen verwendet man im Pokerjargon hierfür folgende Bezeichnungen: loose-aggressiv, loose-passiv, tight-aggressiv und tight-passiv. Die englischen Wortbestandteile loose und tight beziehen sich darauf, wie oft ein Mitspieler seine Hand ausspielt. Die deutschen Wortbestandteile aggressiv und passiv geben an, wie die jeweilige Hand während einer Runde ausgespielt wird. Ein loose-passiver Spieler zum Beispiel wird viele Hände ausspielen, aber meistens mit einer passiven Spielweise.

Dies bedeutet, dass er öfters limpt und unter Umständen auch bei einem vorher erfolgten Erhöhen mitgeht, selbst aber nicht die Initiative ergreifen wird. Wenn wir uns dagegen den loose-aggressiven Spielertyp einmal näher betrachten, dann wird offensichtlich, dass wir es hier mit einem sehr gefährlichen Gegner zu tun haben. Ein Spieler, der viele Hände ausspielt und dabei oft erhöht und erneut erhöht, wird schwächere oder zumindest relativ schwächere Mitspieler in vielen Situationen zum Passen zwingen.

Die beiden besten Spieltaktiken

Beim Online Poker müssen Sie nicht bei allen ausgespielten Händen eine aggressive Spielweise an den Tag legen, um Geld zu verdienen. Bei einzelnen Händen können Sie auch ruhig passiv spielen, wenn die Spielsituation dies erlaubt. Eine permanent passive Spielweise ist jedoch keine Gewinnstrategie. Solche Spieler verpassen die Chancen zum Maximieren des Werts von starken Händen und lassen sich von Gegnern mit schwachen oder niedrigeren Händen bluffen – nach erfolgtem Schieben wird der Gegner setzen und somit den Pot gewinnen. Lassen Sie uns zur Verdeutlichung folgendes Pre-Flop-Beispiel näher betrachten: Bis zum Button haben alle Spieler gepasst und dieser erhöht mit 9c-6c. Der passive Spieler in der Big Blind-Position hat As-3s auf der Hand und geht mit.

Beim Flop erscheinen 10d-5d-3d und der passive Spieler schiebt mit seinem Bottom-Paar. Der aggressive Spieler tätigt einen Einsatz in Höhe von zwei Dritteln des Pots. Der Big Blind passt, denn er hat nur ein Paar mit geringem Wert. Wir sehen also, wie passiv seine drei Setz-Aktionen waren, jeweils für sich betrachtet. Vor dem Flop wurde mitgegangen, beim Flop wurde dann geschoben und es kam zum Passen…mitgehen-schieben-passen…merken Sie sich diese Reihenfolge, denn sie ist typisch für passive Spieler. Der aggressive Spieler allerdings hat vor dem Flop erhöht und beim Flop dann über Erhöhen gesetzt – eine typische Spielweise von aggressiven Spielern. Es wird oft darüber diskutiert, welche Spielweise beim Poker am besten ist…loose-aggressiv oder tight-aggressiv.

Spielweisen, die Sie leicht ausnutzen können

Die beiden passiven Spielweisen loose-passiv und tight-passiv lassen sich leicht ausnutzen. Loose-passive Gegner spielen einfach zu viele Hände aus und bleiben beim Kampf um den Pot oft mit schwachen Karten dabei. Diese Spieler würden auch mit schwachen Paaren mitgehen und in diesem Fall müssen Sie einfach nur warten, bis Sie eine starke Hand haben und können dann über Value-Betting (also der Abgabe von Einsätzen, um das Potvolumen zu vergrößern) die Runde gewinnen. Somit können Sie auf einfache und plausible Weise deren schwache Spielstrategie schlagen und müssen nicht komplizierte Taktik-Gedankengänge durchspielen. Die tight-passive Spielweise ist ebenfalls einfach zu schlagen. Sie müssen nur gegen den Kontrahenten setzen und erhöhen, bis aus dem kleinen ein mittlerer Pot geworden ist. Solche Spieler bevorzugen Full-Ring-Partien, denn dort können sie an weniger Pots teilnehmen, setzen aber erkennbar oft auf ihre tighte Spielweise. Die am besten zu vermittelnde und anzuwendende Spielweise ist der tight-aggressive Stil. Hierbei können Sie gutes, solides Poker spielen, ohne zu viele Hände ausspielen zu müssen. Meine eigene Spielweise ist tight-aggressiv, obwohl ich zeitweise auch in einen loose-aggressiven Stil abschweife, wenn ich in Position spiele. Viele erfahrene Online Pokerprofis handeln bei allen Varianten des Online Pokers genauso.

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Online Poker wird oft auf mentaler Ebene gespielt und erfordert viel Disziplin.

Um Ihr optimales Leistungsniveau beim Online Poker zu erreichen, müssen Sie Poker nicht nur als Spiel, sondern auch als mentale Herausforderung betrachten. Geben Sie bei jeder einzelnen Partie Ihr Bestes.

In der Vergangenheit konnte ein Spieler mit einem gewissen Pokerwissen einfach loslegen und sich sicher sein, dass er bei allen Partien einen gewissen Mehrwert erzeugen konnte. Dies war unabhängig davon, ob er Live-Poker, Turnier Poker oder Online-Poker, z.B. Texas Hold’em, spielte.

Eine gute und fundierte Pokerstrategie beinhaltet viel mehr als nur seine Hände korrekt auszuspielen. Um Poker ernsthaft spielen zu können, müssen Sie Ihre mentale Stärke oder sogar Ihre körperliche Verfassung genau einschätzen können. Ihre Spielweise beim Texas Hold’em hängt sehr stark von Ihrem physischen und mentalen Zustand ab, indem Sie sich gerade befinden. Jedes Mal, wenn ich beobachtete, dass ein Spieler sich nicht mehr rational verhält, hat dies in der Regel immer mit finanziellen Verlusten zu tun, die auf unglückliche Weise zustande kamen.

Das ist stets ein Indiz, dass er sich in einem schlechten mentalen Zustand befindet, der höchstwahrscheinlich schon vor dem Aufruf der Online Pokerseite oder der gerade gespielten Runde vorhanden war. In einigen Fällen kann ein derart schlechter mentaler Zustand auch durch fehlendes Wissen über Faktoren wie die Spielvarianz hervorgerufen werden – oder einfach nur, weil Ihre Fähigkeiten beim Texas Hold’em nicht so stark ausgeprägt sind, wie Sie annahmen. Eventuell sind Ihre Gegner beim Online Poker auch besser, als Sie angenommen hatten.

Beobachten Sie Ihren Gemütszustand

Falls Sie während einer Runde nicht gut gespielt haben, sollten Sie sich fragen, weshalb dies erfolgte. Einer der Gründe könnte eine schlechte Strategie beim Online Poker sein. Die Verluste könnten auch technische oder mentale Ursachen haben. Vielleicht haben Sie aus Langeweile zu viele Hände gespielt oder sich von Ihrer Frustration leiten lassen, nachdem Sie einige Verluste verkraften mussten. Egal was die Ursache war, Sie befanden sich nicht in dem mentalen Zustand, der für ein erfolgreiches Spiel benötigt wird und mussten in der Folge schlechte Spielergebnisse hinnehmen. Es ist nicht wirklich bedeutend, wo oder wie Sie Online-Poker spielen. Ein Großteil Ihres Leistungspotentials wird von Ihrer mentalen Stärke beeinflusst.

Lernen Sie von den Besten – in anderen Sportarten

Sie haben mit Sicherheit schon einmal Reportagen über diverse Sportarten angeschaut und wissen, wie wichtig es für die Athleten ist, das Maximum ihrer mentalen Leistungsfähigkeit vor dem Wettkampf abzurufen. Der zusätzliche Aufwand, der mit der hohen Konzentration und dem Aufrechterhalt des entsprechenden mentalen Zustands verbunden ist, unterscheidet die Top-Athleten von den Zweitplatzierten. Beim Online-Poker verhält sich das nicht anders. Sie müssen dafür Sorge tragen, dass Sie nicht in einer irrationalen Spielweise gefangen werden – genau das kann den Unterschied zwischen einem Gewinn- und einem Verlustjahr ausmachen.

Stellen Sie sich einmal vor, Ihre Gewinnmarge sei so gering, dass Sie bei optimaler Spielweise nur 3 bb pro Stunde verdienen würden. Falls Sie nur einmal pro Tag irrational handeln, Sie das 5 bb pro Stunde kostet und Sie eine 5-Tage-Woche haben, dann summiert sich das auf circa 100 bb pro Woche. Bei einem 1$-2$-Tisch würden diese Phasen Sie 10.000 $ pro Jahr kosten. Sollten Ihre Ergebnisse des Jahres 2011 einen leichten Verlust von 1.000 $ ausweisen, so hätten Sie einem Profit von 9.000 $ erzielen können, nur indem Sie Ihren mentalen Status verbessert hätten. Beim Online Texas Holdem müssen Sie zu den Spielern gehören, die mentale Stärke als integralen Bestandteil ihres Waffenarsenals betrachten, das gegen die Kontrahenten eingesetzt werden kann. Mentale Stärke sieht auf den ersten Blick zwar nicht wie eine Waffe aus, dies täuscht jedoch – außerdem wirkt diese Waffe immer unerkannt unter der Oberfläche.

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